DIN SPEC 3501: Eine Norm für Open Source Hardware

20. Juli 2020 | von OSE
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Open-Source-Hardware ist Hardware, deren Baupläne öffentlich zugänglich gemacht wurden, so dass alle sie studieren, verändern, weiterverbreiten und sie sowie darauf basierende Hardware herstellen und verkaufen können ... so beginnt die von der OSHA (Open Source Hardware Association) entwickelte Definition von "quelloffenen, technischen Erzeugnissen".

Wie diese Baupläne aussehen und welche Komponenten und Informationen sie enthalten müssen, damit eine Entwicklung auch wirklich Open Source ist, das will die frisch veröffentlichte DIN SPEC 3501 erstmals verbindlich regeln:

 

Teil 1: Anforderungen an die technische Dokumentation

Aus der Projekbeschreibung:

Diese DIN SPEC wurde im Zuge des PAS-Verfahrens durch ein DIN SPEC (PAS)-Konsortium (temporäres Gremium) erarbeitet. Die Erarbeitung und Verabschiedung dieser DIN SPEC (PAS) erfolgte durch die im Vorwort genannten Verfasser. Diese DIN SPEC beschreibt eine eindeutige und funktionsfähige Definition des Begriffs Open Source Hardware und gliedert ihn in objektive Kriterien zur Beurteilung der Übereinstimmung eines Teils der Hardware mit dieser Definition. Dieses Dokument stellt Anforderungen an die technische Dokumentation. Es ist als Ergänzung zu bestehenden Standards für technische Dokumentation (z.B. VDI 4500) konzipiert und soll diese nicht ersetzen. Es konzentriert sich auf die Aspekte der technischen Dokumentation, die sich auf die Einhaltung der Prinzipien von Open Source beziehen. Die Grundsätze und Definitionen der DIN SPEC 3105-1 bilden den Rahmen für die DIN SPEC 3105-2, die wiederum konkrete und praxisnahe Anforderungen an die Einrichtung von Zertifizierungsverfahren stellt. Dieses Dokument baut auf der OSHWA-Definition 1.0 und der Open Source Definition auf. Im Rahmen eines Pilotprojektes zur Kooperation mit Open Source Communities wird diese DIN SPEC unter der Open Source Lizenz CC-BY-SA 4.0 (siehe https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/) veröffentlicht. Das Pilotprojekt soll neben der Zusammenarbeit mit Open Source Communities auch die stetige Weiterentwicklung der DIN SPEC unter Open Source Gesichtspunkten auf din.one erproben.

Download: DIN SPEC 3501-1 (Text: Englisch)

 

Teil 2: Community-basierte Bewertung

Aus der Projektbeschreibung:

Diese DIN SPEC wurde im Zuge des PAS-Verfahrens durch ein DIN SPEC (PAS)-Konsortium (temporäres Gremium) erarbeitet. Die Erarbeitung und Verabschiedung dieser DIN SPEC (PAS) erfolgte durch die im Vorwort genannten Verfasser. Diese DIN SPEC definiert ein community-basiertes Bewertungsverfahren, das es den Urhebern von Open Source Hardware (OSH) ermöglicht, vertrauenswürdige Aussagen über die Übereinstimmung ihrer Kreationen mit den Anforderungen der DIN SPEC 3105-1 zu machen. Sie unterstützt die kohärente und transparente Kennzeichnung von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit und trägt dazu bei, das notwendige Vertrauen aufzubauen, um eine breitere Anwendung der Grundsätze von Open Source bei der Schaffung physischer Artefakte zu ermöglichen. Die community-basierte Bewertung ist nicht mit einem Zertifizierungsprogramm nach ISO/IEC 17067 gleichzusetzen. Das Konzept der Open Source basiert auf den Werten Transparenz und partizipative Governance. Diese Spezifikation definiert einen Bewertungsprozess, der sich an diesen Werten orientiert und auf dem offenen Peer-Review-Prozess-Modell bei der Arbeit in der akademischen Publikation aufbaut. Sie legt die Anforderungen für einen Online-Prozess fest, der es jedem Interessierten ermöglicht, zur Zertifizierung eines Hardwareteils beizutragen und bewährte Verfahren der Sicherheit und des Arbeitsschutzes zu unterstützen. Im Rahmen eines Pilotprojektes zur Kooperation mit Open Source Communities wird diese DIN SPEC unter der Open Source Lizenz CC-BY-SA 4.0 (siehe https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/) veröffentlicht. Das Pilotprojekt soll neben der Zusammenarbeit mit Open Source Communities auch die stetige Weiterentwicklung der DIN SPEC unter Open Source Gesichtspunkten auf din.one erproben.

Download: DIN SPEC 3501-2 (Text:Englisch)

GitLab Repository: https://gitlab.com/OSEGermany/OHS/

 

Hier Punkt 3, frei übersetzt aus dem ursprünglichen Beitrag von Open Source Ecology.

Jetzt ist es an der Zeit, den Standard zu verwenden. Wir sind dabei, die erste "Konformitätsbewertungsstelle nach DIN SPEC 3105-2" für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit einzurichten, wobei ein neuer Abschnitt im oho.wiki als Diskussionsplattform dient. Der gesamte Bewertungsprozess ist gemeinschaftsbasiert. Ohne Beteiligung wird es nicht funktionieren. Was gut ist, denn wir wollen verhindern, dass noch mehr Machtkonzentration und Engpässe entstehen. Das heißt, jemand lädt eine Dokumentationsversion hoch, andere sehen sie sich an, versuchen vielleicht, das Stück Hardware neu zu bauen, geben konstruktives Feedback und "genehmigen" schließlich, dass die technische Dokumentation vollständig ist und unter einer freien/offenen Lizenz veröffentlicht wurde. Unsere Idee ist, dass Arbeitsschutzprojekte sich gegenseitig überprüfen, da a) sie ihr jeweiliges Technologiefeld am besten kennen (z.B. Teams für Arbeitsschutzgeräte, die gegenseitig ihre Hardware-Entwürfe überprüfen) und b) dies als Nebeneffekt zu einer passiven Vernetzung führt, da die Projekte einander treffen. Wenn ihr selber Hardware überprüfen wollt oder Hardware überprüft haben möchtet, schickt bitte eine kurze E-Mail an mh@oho.wiki.

Für die meisten Akteure wird dies im Moment nur eine offizielle, mit anderen teilbare Bestätigung sein, dass sie ihr Hardware-Design gemäß den 4 Rechten von Open Source verwerten können. Wir (TU Berlin, Open Knowledge Foundation, OSE Deutschland und viele andere) haben jedoch vor einigen Wochen einen EU-Antrag für einen Offenen Hardware-Fonds eingereicht. Dieser würde Projekte vom Prototypenstadium über die CE-Zertifizierung bis hin zur dezentralen (Massen-)Produktion begleiten, einschließlich finanzieller Unterstützung. Ein grundlegendes Förderkriterium wäre natürlich "Open Source sein" - oder mit anderen Worten jetzt: eine DIN SPEC 3105-Bescheinigung besitzen. Dies soll künftig auch für andere Fördermöglichkeiten gelten. "Public money, Public Code" und die Open-Access-Bewegung genießen zunehmend Unterstützung. Nehmt die DIN SPEC 3105 in euren nächsten Projektvorschlag auf. Entwickelt eure Hardwareentwurf ('dokumentiert in Übereinstimmung mit DIN SPEC 3105-1') zu einem Projektergebnis eurer Forschung. Und zögert nicht, mich (Martin Häuer, Open Source Ecology Deutschland) bei Bedarf um Unterstützung zu bitten.

Hier ein Interview mit Martin zum ersten offiziellen Standard für Open Source Hardware

 

Kontakt

 

Martin Häuer Project Manager +49 151 28258755 martin.haeuer@ose-germany.de @moedn (telegram) Open Source Ecology Germany e. V. +49 30 / 922 824 26 verein@ose-germany.de ose-germany.de Knobelsdorffstr. 22 14059 Berlin