Lokale Produktion in Krisenzeiten
Eine merkwürdige Zeit ist das. Nicht unbedingt der Virus sondern die gesellschaftlichen Reglementierungen zeigen uns, wie abhängig wir sind. Produktion und Konsum lahmen, Lieferketten sind unterbrochen, Einkommen in Gefahr. Für viele Menschen wird sich nach der akuten Gesundheitskrise die Frage stellen: wie weiter? Einige tragen vielleicht einen Veränderungswunsch in sich, nun ist ein möglicher Anlass, ein Druck vorhanden. Ich möchte an dieser Stelle einen Zusammenhang beschreiben, der mich schon eine Weile beschäftigt.
Wir lernen, gemeinschaftlich mit Information umzugehen. Rasende Verbreitung von Fakten und von Panik nötigen uns, zu sortieren. Innezuhalten. Wir haben jetzt die Wahl, die Vorzüge der vernetzten Welt zu sehen. Wir können nach Werkzeugen suchen, um unsere Vorstellungs- und Schaffenskraft in Einklang zu bringen. Zu begreifen, wo der eigene Wille hinwill, welche Vorstellungen innerlich gereift sind und welche reifen können.
Die Idee einer eigenen Imagination, einer eigenen Vision lässt sich verbildlichen. So kann man zum Beispiel die Zeit von Kontaktminimierung nutzen, um Modellierungsprogramme wie Fusion 360, Rhino oder FreeCad zu erlernen. Mit diesen kann man Dinge entwerfen, die gebraucht werden, die man schön findet, die man immer schon herstellen wollte. Und dann? Hier kommen die Kiezwerkstätten, die offenen Werkstätten, Fab Labs und Macherräume ins Spiel. Sie sind Orte, an denen Visionen in Form gebracht werden können. Der Wunsch oder Zwang zur Neuorientierung kann sich hier manifestieren indem Prototypen, Kleinserien, Einzelstücke hergestellt und ausprobiert werden können. Die Vollbremsung der Wirtschaft zeigt neue Wege für die, die Techniken vermitteln und jene, die Techniken erlernen wollen. Potente Programme, die von Ingenieuren genutzt werden, sind für jedermann verfügbar, Präzisionswerkzeuge wie Laser und CNC Fräsen sind in vielen Werkstätten vorhanden. Mit diesen und anderen Werkzeugen lassen sich lokal Dinge herstellen, die lokal gebraucht werden: Möbel, Spielzeug, Textilien. Bauteile für Produktionsketten, Reparaturen. Kunst. Keine Sportwagen oder Mondraketen, sicher. Hinzu kommt eine Erdung in der lokalen Gemeinschaft und wieder eine Möglichkeit, die vernetzte Welt anzusprechen. Wir wissen, ein interessantes Projekt kann in Windeseile viele Beobachter haben und zum Erfolg werden...
Bildung in offenen Werkstätten: die Platonischen Körper aus dem 3D Drucker
Was schon eine Weile möglich ist, wird nun offensichtlich: global entwerfen und lokal produzieren ist eine Möglichkeit, in einer globalisierten Welt zu handeln und zu arbeiten. Wissen die Menschen, wo sie mit ihren Ideen hinkönnen, wo sie Ideen entwickeln können und wo sie Werkzeuge zur Umsetzung finden, dann können neue Verschaltungen, neue Gewissheiten zum Selbst, eine freiere Lebensweise entstehen.
Die Kiezwerkstatt „Made in Marzahn“ in der Marzahner Promenade 22 wird nach den Ausgangsbeschränkungen dienstags ab 19 Uhr geöffnet sein. Wir haben einen Laser und 3D Drucker und bauen einen Grundstock an Werkzeugen auf.