Offenheitsindex

Was ist “offen” an Offenen Werkstätten und wie kommen wir dahin? Dieser Index soll dabei helfen, eure Werkstätten zu öffnen.

1. Kriterium: Beteiligung

 

Die Strukturen des Raumes und der Institution sind durch eine Kultur der Teilhabe und Beteiligung geprägt. Damit sind Regelwerke oder Formate gemeint, die die Mitgestaltung ermöglichen. Es wird vorausgesetzt, dass Nutzende bzw. Mitglieder die Werkstatt selbständig nutzen können. Die Mitgestaltung geht darüber hinaus und kann auf vier Ebenen stattfinden:
 

  • auf der institutionellen: Nutzende bzw. Mitglieder haben die Möglichkeit, die gesamte Organisation in ihren Grundfesten zu verändern, z.B. als Vorstandsmitglieder oder in anderweitig definierter institutioneller Rolle, indem sie die Geschäftsordnung verändern, eine Satzungsänderung vorantreiben oder andere Grundsatzentscheidungen mitgestalten.

  • auf der strukturellen: Nutzende bzw. Mitglieder können die Ausrichtung der Werkstatt mitgestalten, z.B., indem sie neue Werkstattbereiche vorschlagen oder das Inventar erweitern.

  • auf der organisatorischen: Nutzende bzw. Mitglieder können interne Abläufe oder Regeln beeinflussen oder mitgestalten, wie Öffnungszeiten, Putz- oder Raumpläne.

  • auf der praktisch-inhaltlichen: Nutzende bzw. Mitglieder können mittels der Werkstatt ihr Wissen vermitteln und z.B. Kurse anbieten, sich an den Maschineneinweisungen beteiligen und nach der Einweisung Maschinen selbstständig nutzen.

 

2. Kriterium: Zugang zur Infrastruktur

 

Ein einfacher Zugang im physischen und sozialen Sinne wird gewährleistet (zu Räumen, Wissen, Fähigkeiten, …):
 

  • Es existiert ein Zugangssystem, zur Regelung des physischen Zugangs zu den Räumen und voraussetzungsreichen Maschinen (z.B. auf elektronischer oder organisatorischer Ebene)

  • Es gibt wöchentliche Öffnungszeiten, sodass Mitglieder und Nichtmitglieder ohne eigenen Werkstattzugang diese nutzen können.

  • Technische Hürden werden klein gehalten: Der Zugang zur Kommunikation soll allen möglich sein. Einfache und verbreitete Technologien werden bevorzugt, wie z.B. E-Mail, andere Tools abgewogen.

  • räumliche Hürden klein halten: Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung können sich ohne besondere Hürden frei bewegen.

 

3. Kriterium: Willkommenskultur

 

Es gibt ein Konzept sowie eine Praxis, wie Interessierte gut aufgenommen werden.
 

  • Sprachliche Hürden werden klein gehalten: Nach Möglichkeit wird in der Dokumentation und Kommunikation auf einfache Sprache geachtet, indem auf Abkürzungen oder Fachbegriffe verzichtet wird; auch liegt diese im Idealfall mehrsprachig vor.

  • Abläufe und Aufgaben sind dokumentiert, sodass auch Neumitglieder Aufgaben übernehmen und sich einbringen können. Abläufe sind z.B. Aufräumregeln, die Besorgung von Verbrauchsmaterialien etc.

  • Es gibt niederschwellige Angebote, die noch Unerfahrene ermutigen und integrieren, wie Reparaturveranstaltungen und Einstiegskurse, Thementreffen und Kennenlernabende.

  • Einweisungen: Es gibt regelmäßig oder bei Bedarf Einweisungen in Maschinen und Werkzeuge, die einer Einweisung bedürfen.

  • Es gibt ein Betreuungskonzept und entsprechende Personen, die die Öffnungszeiten gestalten. Sie holen Besucher*innen oder Noch-Nichtmitglieder ab und führen sie durch die Werkstatt.

 

4. Kriterium: Vielfalt

 

Hürden für marginalisierte Gruppen werden abgebaut.
 

  • Die Offene Werkstatt positioniert sich klar gegen jede Form von Diskriminierung, sei es aufgrund von Alter, Behinderung, Rassifizierung, Religion, geschlechtlicher Identität und Ausdruck oder sexueller Identität und Orientierung.

  • Es gibt einen Verhaltenskondex/Code of Conduct, der gemeinsam erarbeitet wurde, kontinuierlich angepasst wird und zu dem sich alle Personen, die in der Werkstatt arbeiten möchten, verpflichten.

  • Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung wird auch jenseits physischer Barrieren bestmöglich sichergestellt.

  • Es gibt machtkritische Reflexionsräume für eigene Positionierungen und das eigene Verhalten.

  • Es wird an einer wertschätzenden Fehlerkultur gearbeitet.

 

5. Kriterium: Solidarität

 

Es existieren Regeln, die es ökonomisch weniger gut Gestellten ermöglichen, den Ort zu nutzen:
 

  • Ein Basisangebot von Einstiegsveranstaltungen ist kostenlos.

  • Es gibt ein Basisangebot von Werkzeugen und Maschinen, das ohne Aufpreis genutzt werden kann.

  • Es existiert ein solidarisches Beitragsmodell, das es auch ökonomisch weniger gut gestellten Personen ermöglicht, die Werkstatt in einem umfangreichen Sinne zu nutzen.

  • Die Räumlichkeiten stehen nicht nur einer exklusiven Gruppe zur Verfügung.

 

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