Reparieren verbindet - Interview #1
Wer bist Du und in welcher Initiative/Werkstatt bist Du aktiv?
Ich bin Anika und Mitinitiatorin des Repair Cafés im BüzE – dem Bürgerzentrum Köln Ehrenfeld.
Kannst Du euch kurz vorstellen? Ort/Größe/Besonderheiten/Form
Unser Repair Café findet jeden 3ten Samstag im Monat statt. Glücklicher Weise haben wir in den Betreiber*innen des Bürgerzentrums tolle Unterstützer*innen gefunden: Sie mochten unsere Idee eines regelmäßigen Reparatur-Treffs uns stellen uns einmal im Monat kostenlos den Raum zur Verfügung. Und das angeschlossene Café sponsored Kaffee und Kuchen für unsere Reparateur*innen. Uns gibt es mittlerweile 2 Jahre. Im ersten halben Jahr haben wir mit Flyern und in den Tageszeitungen kräftig Werbung gemacht im Veedel – sowohl um Gäste als auch Reparateur*innen zu gewinnen! Mittlerweile haben sich die Leute unseren Termin aber gemerkt und wir haben einen festen Pool von etwa 12 Reparateur*innen. Außerdem sind wir mittlerweile 5 Organisatorinnen. Das entzerrt den Aufwand und wir rotieren mit der Betreuung der Reparatur-Samstage.
Wie setzt Ihr 3D-Druck für die Produktion von Ersatzteilen ein? Eigenen Drucker und Modelleur vor Ort/an Offene Werkstatt angeschlossen/mobiler Drucker/..
Wir haben bisher erst einmal ein „3D-Druck-Spezial" veranstaltet, aber das war super! Wir haben das vorher mit Flyern angekündigt und so kamen tatsächlich einige Gäste für genau diesen Zweck. Wir bekamen zu diesem Termin tatkräftige Unterstützung von der dingfabrik, der offenen Werkstatt hier in Köln, in Form von 2 3D-Druckern und 2 Makern, die super fit im CAD-Konstruieren waren. So konnten wir vor Ort 6 Geräte reparieren!
Seit wann setzt Ihr 3D-Druck ein?
Sehr unregelmäßig seit vielleicht einem Jahr. Bis auf diesen einen gemeinschaftlich organisierten Spezial-Termin im Moment aber eher auf Zuruf. Ich nehme dann 3D-Reparatur-Fälle mit nach Hause oder mache Fotos, um das Ersatzteil zu Hause zu konstruieren. Auch das 3D-Drucken selbst gebe ich gern an Dienstleister ab, da ich selbst keinen 3D-Drucker besitze und gern die Wahl habe, welches Druckverfahren und Material für den jeweiligen Fall am besten passt. Mittlerweile gibt es in der Szene Maker, die ihre Konstruktions-Skills Reparateur*innen zur Verfügung stellen. Alexander von 3D-Löwe bspw. bietet unter bestimmten Bedingungen eine kostenlose CAD-Konstruktion für 3D-Reparatur-Fälle an: https://www.3d-loewe.de/i/ersatzteile
Nenne ein Beispiel, wo der 3D-Druck die Reparaturlösung war. (Lieblingsteil)
Das sind über die Zeit einige: einer unserer Reparateure ist ein großer Fan von alten Tonbandgeräten aus den 60er, 70er Jahren. Die sind unverwüstlich, bis auf die Achslagerung der Schwungwelle. Die war einfach zu konstruieren und innerhalb von 15 min gedruckt! Oder ein Gast kam mit einem 50 Jahre alten, massiven Teleskop-Stativ, das er von seinem Vater geerbt hatte. Ein schönes, wertiges Teil, dem eine Klemme für den Anschlag abhanden gekommen war. Auch das war innerhalb kürzester Zeit konstruiert und gedruckt. Der Gast war ziemlich glücklich darüber. Mein jüngster persönlicher 3D-Reparatur-Fall war eine Steckverbindung für eine geliehene Babywippe, die schon im gesamten Freundeskreis rotiert war. Das Material war ermüdet und ich habe für das Ersatzteil bei einem Dienstleister glasfaserverstärktes Nylon ausgewählt. Wenn man erst einmal anfängt, fallen einem ständig Teile und Geräte in die Hände, die sich 3D-fixen lassen!
Dein Tipp an andere Repair-Initiativen oder Offene Werkstätten:
Vernetzt euch! Für eine gelungene 3D-Reparatur braucht es nicht zwingend CAD-Kenntnisse oder einen eigenen 3D-Drucker. Nutzt das Wissen der Szene und kombiniert eure Fertigkeiten!
Ihr seid eine Reparatur-Initiative oder Offene Werkstatt, die auch auf 3D-Reparatur setzt, und wollt Eure Arbeit ebenfalls kurz vorstellen? Meldet Euch unter: 3d-reparatur@offene-werkstaetten.org
Fotos: Anika Paape